Kreditwürdigkeit – so wird sie ermittelt #
Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser. Deshalb müssen Verbraucher bei einem Kreditantrag sprichwörtlich die Hosen herunterlassen. Banken sichern sich damit ab. Nicht nur aus eigenem Interesse, sondern auch angesichts immer strengerer gesetzlicher Vorgaben. Daher ist die Kreditwürdigkeitsprüfung fest im Bankenalltag verankert. Was sich dahinter verbirgt, worauf es ankommt und welche Fallstricke die Kreditvergabe verhindern können, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Banken wollen Sicherheit #
Dass Banken willkürlich Geld verleihen und einige Kunden bevorzugen, während andere in die Röhre blicken, entspringt einem vorwiegend subjektiven Empfinden und ist so nicht richtig. Inzwischen erhält niemand mehr Geld, wenn er sich nicht vorher in die Karten schauen lässt. Ein gut gefülltes Konto sowie Depot- und Sparvermögen öffnen die Türen eher als ein Dispo im Anschlag. Das ist ein offenes Geheimnis und hat einen triftigen Grund: Banken müssen absolut sicher sein, dass der Kunde seinen Zahlungspflichten nachkommen kann, ehe sie auch nur einen Cent verleihen.
Warum wird die Kreditwürdigkeit geprüft? #
- Banken verleihen nicht ihr eigenes Geld, sondern die Einlagen der Kunden. Die Differenz von Haben- zu Kreditzinsen bildet den Gewinn. Wenn Verbraucher nun das Gefühl hätten, die Bank geht mit ihrem Geld nicht verantwortungsvoll um, ziehen sie ihr Kapital ab. Und da das Kreditgeschäft ohne Einlagen nur schwerlich funktioniert, baut man auf Sicherheit.
- Darauf pocht auch der Gesetzgeber, sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene. Gleich mehrere Gesetze machen unmissverständlich deutlich, dass für die Kreditvergabe Regeln gelten – insbesondere hinsichtlich der Kreditwürdigkeit des Antragsstellers. Hier greifen unter anderem die EU-Kapitalrichtlinie (CRD), das Kreditwesengesetz (KWG) und die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk). §18a Absatz 1 des KWG besagt etwa: „Die Kreditinstitute prüfen vor Abschluss eines Verbraucherdarlehensvertrags die Kreditwürdigkeit des Darlehensnehmers. Das Kreditinstitut darf den Verbraucherdarlehensvertrag nur abschließen, wenn aus der Kreditwürdigkeitsprüfung hervorgeht, dass bei einem Allgemein-Verbraucherdarlehensvertrag keine erheblichen Zweifel an der Kreditwürdigkeit bestehen.“
- Der Gesetzgeber hat dabei das Wohl der Banken und das der Kunden im Blick. Denn übersteigt ein Kredit die finanziellen Möglichkeiten des Antragstellers, steht der Weg in die Schuldenfalle sperrangelweit auf und rotiert die Schuldenspirale immer schneller. Damit wäre niemandem geholfen, vielmehr entstünde ein enormer Schaden an gleich mehreren Stellen. Somit dient die Prüfung auch dem Schutz des Antragstellers und stellt keine Schikane dar.
Die beiden Komponenten der Kreditwürdigkeitsprüfung #
Weshalb Banken eine Kreditwürdigkeitsprüfung durchführen, wäre damit geklärt. Stellt sich die Frage: Wie läuft eine solche Prüfung ab und wie ist sie aufgebaut? Sie basiert auf zwei Säulen, die von Banken unterschiedlich gewichtet werden können:
- der wirtschaftlichen Komponenten
- der persönlichen Komponente
Die wirtschaftliche Komponente #
Bei der wirtschaftlichen Komponente steht eine Frage im Fokus: Ist der Kunde in der Lage, den Kredit ordnungsgemäß zurückzuzahlen? Dafür werden die Finanzen durchleuchtet, und zwar beide Geldströme. Einerseits die Mittel, die monatlich gutgeschrieben werden. Andererseits alle (regelmäßigen) Ausgaben, die vom Konto abgebucht werden.
Die Einnahmenseite #
Zu den Einnahmen, die bei der Kreditvergabe berücksichtigt werden, zählen – je nach Status und Ausgangslage des Antragstellers – mehrere Optionen. Die wichtigste Einnahmequelle dabei ist und bleibt das Gehalt respektive die Rente. Hinzu gesellen sich mitunter Mieteinnahmen, Kindergeld oder Unterhaltszahlungen. Interessenten, die ausschließlich soziale Leistungen wie das Bürgergeld beziehen, haben daher keine Chance auf einen regulären Kredit (das Bürgergeld sichert das Existenzminimum und lässt keinen Raum für Kreditraten).
Die Ausgabenseite #
Während die Einnahmenseite in der Regel sehr übersichtlich ist, zählt zu den Ausgaben eine Vielzahl von Posten. Angefangen bei der Miete und den Nebenkosten wie Strom und Gas über Versicherungen, Internet, Telefon und Auto samt Benzin bis hin zu Vereinsbeiträgen und möglichen Unterhaltsverpflichtungen.
Gerade bei Onlinekrediten werden die Ausgaben im Antrag nicht Punkt für Punkt erfasst. Damit der Kreditentscheid möglichst schnell erfolgen kann, arbeiten die meisten Banken mit einer Pauschale, in der sich alle Lebenshaltungskosten widerspiegeln. Diese Pauschale orientiert sich weitgehend am Verbraucherpreisindex, der alle fünf Jahre neu ermittelt wird. Aktuell rechnet man bei einem Single mit monatlichen Ausgaben von 600 bis 800 Euro und für jede weitere Person im Haushalt mit zusätzlich 200 Euro. Bei einer vierköpfigen Familie wären das 1.200 bis 1.400 Euro pro Monat.
Der Blick auf den Kontoauszug #
Da es sich bei der Pauschale für die Lebenshaltungskosten um einen eher groben Richtwert handelt, werfen viele Banken zusätzlich einen Blick auf die Kontoauszüge. Die Hausbank hat es diesbezüglich deutlich leichter, sich einen Eindruck vom Zahlungsverhalten und den Zahlungsvorgängen zu machen – wobei dieser Aspekt auch die persönliche Komponente der Kreditwürdigkeitsprüfung tangiert.
Einnahmen minus Ausgaben gleich … #
Entscheidend ist das, was nach der Ermittlung der Einnahmen und Ausgaben unter dem Strich steht. Beispiel: Wenn monatlich 2.000 Euro auf dem Konto eingehen und 1.800 Euro abfließen, bleibt nur wenig Luft für einen Kredit. Sind es indes 2.000 Euro Gehalt und knapp 1.000 Euro Ausgaben, schaltet die Ampel bei der Kreditwürdigkeitsprüfung aller Wahrscheinlichkeit nach auf Grün.
Nebenbei: Je besser die wirtschaftliche Situation (vorausgesetzt, die persönliche Komponente macht dem Antrag keinen Strich durch den Plan), desto besser sind zumeist auch die Konditionen für den Kredit.
Die persönliche Komponente #
Vor der endgültigen Entscheidung wirft die Bank, bei der man einen Kredit beantragt, allerdings noch einen Blick auf die Person. Wie bereits angedeutet, hat die Hausbank hier leichtes Spiel. Sie sieht direkt, ob noch weitere Vermögenswerte wie ein Depot oder ein Sparkonto vorhanden sind. Überdies weiß sie, ob das Konto öfter überzogen wird oder sich durchweg im Plus bewegt. Kurzum: Wer sich bei seiner Bank als zuverlässig erwiesen hat, darf sich deutlich höhere Chancen auf einen Kredit ausrechnen.
Schufa-Auskunft #
Banken, mit denen man bislang in keiner Geschäftsbeziehung steht, müssen für die Kreditwürdigkeitsprüfung andere Wege gehen. Sie greifen üblicherweise auf die Dienste von Auskunfteien wie der Schufa zurück. Auch hierüber lässt sich schnell klären, ob man sein Geld eher mit offenen Händen ausgibt oder es zusammenhält. Anders ausgedrückt: Wer gleich mehrere Kreditkarten hat, schon einmal Probleme mit der Kreditrückzahlung hatte oder den Dispo dauerhaft nutzt, hinterlässt keinen guten Eindruck. Handelt es sich um ein sogenanntes Negativmerkmal in der Schufa, etwa nach einem „geplatzten“ Kredit, ist ein neuer Kredit nahezu ausgeschlossen.
Tipps für eine bessere Kreditwürdigkeit #
Damit es mit dem Kreditantrag funktioniert und die Schranke nach der Kreditwürdigkeitsprüfung nicht geschlossen bleibt, hat der Bankenverband einige Tipps zusammengefasst. Besonders wichtig ist demnach, die Raten für laufende Kredite immer pünktlich zu bezahlen. Auch auf längere Kontoüberziehungen sollte man, so der Rat, besser verzichten. Gleiches gilt für ein Portemonnaie voller Kreditkarten, da die Verfügungsrahmen in Summe die Kreditentscheidung beeinflussen – unabhängig davon, ob man die Karten auch tatsächlich nutzt. Und: Unnötige Kreditanfragen sollte man möglichst vermeiden.
Was ferner nicht schaden kann: Ehrlich zu sein. Das gilt für den Antrag an sich. Denn spätestens beim zweiten Blick würde auffallen, dass man sich die eigene Situation schönredet. Auch für den Fall, dass während der Rückzahlungsphase Probleme auftreten, ist Ehrlichkeit Trumpf: Nicht warten, sondern sofort reagieren und mit der Bank sprechen.
Der beste Weg, die finanzielle Last so gering wie möglich zu halten und damit die Wahrscheinlichkeit von Zahlungsproblemen zu minimieren, ist und bleibt der Kreditvergleich.